RAINBOWS und das Kinderrecht, "regelmäßige persönliche Beziehungen und unmittelbare Kontakte zu beiden Elternteilen zu pflegen"

Eine Trennung stellt für alle Familienmitglieder eine große Herausforderung dar. Das gesamte Familiensystem befindet sich in einem Ausnahmezustand. Für Kinder bricht die vertraute Welt zusammen. Sie wachsen im Bewusstsein auf, dass ihre Eltern immer für sie da sein werden und fühlen sich sicher und geborgen. Wenn die Eltern sich nun trennen, so verlieren Kinder zunächst einmal diese Sicherheit.

Spannungen und Konflikte zwischen den Eltern wirken sich auf das psychische Gleichgewicht der Kinder aus. Kinder fragen sich: „Wer hat nun recht? Wer ist schuld? Bin ich schuld?“ Der unbefangene Kontakt zu Mutter und Vater ist beeinträchtigt. Diese Beeinträchtigung des Beziehung zu minimieren – die Kinder also immer wieder in ihrem Loyalitätskonflikt zwischen Mama und Papa – zu entlasten - ist eine der wichtigsten Aufgaben der Eltern in der Zeit während der Trennungsphase und danach. Viele Eltern versuchen im Sinne ihrer Kinder die elterliche Kooperation so zu gestalten, dass immer die Bedürfnisse der Kinder im Mittelpunkt ihrer Entscheidungen stehen. Die Dimensionen gelungener Elternkooperation sind:

  • Solidarität in der Kindererziehung: z. B. ausgedrückt durch eine respektvolle Kommunikation über Erziehungsfragen.
  • Akzeptanz des Partners in seiner Elternrolle versus Untergraben der Erziehungsziele und -aktionen des anderen Elternteils.
  • Geteilte Elternschaft, in der gemeinsam Verantwortung für alle Bereiche der Elternschaft übernommen wird.

Eltern, die nach ihrer Trennung elterliche Beziehungsqualität aufweisen, gebührt große Anerkennung! Und immer mehr Eltern erkennen den Wert, externe Beratung und Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wodurch sich die Situation wesentlich entspannen kann.

RAINBOWS bietet Eltern diese Beratung und Kindern Unterstützung in dieser krisenhaften Zeit an:
So können Kinder nach der Trennung an der „RAINBOWS-Gruppe“ teilnehmen, in der Ängste, die Wut, die Traurigkeit in der Gruppe gleichbetroffener Kinder ähnlichen Alters bearbeitet werden.

Unsere Haltung vermitteln wir vor allem den Eltern als Vorschlag einer Botschaft an das Kind: „Auch wenn wir Eltern uns trennen und es dafür Gründe gab, beide sind ok so wie sie sind, du darfst beide liebhaben und mit ihnen Zeit verbringen.“

In der Kinderrechtskonvention ist dieses Recht in Artikel 9 Absatz 3 verankert:

Die Vertragsstaaten achten das Recht des Kindes, das von einem oder beiden Elternteilen getrennt ist, regelmäßige persönliche Beziehungen und unmittelbare Kontakte zu beiden Elternteilen zu pflegen, soweit dies nicht dem Wohl des Kindes widerspricht.

Bei RAINBOWS wird den Eltern vermittelt wie wichtig, eine tragfähige, verlässliche Beziehung zu beiden Elternteilen in den Jahren ihres Heranwachsens ist. Mütter und Väter bringen unterschiedliche Sichtweisen ein, was für die Entwicklung des Kindes, besonders für sein Rollenverständnis und für seine Geschlechtsidentifikation sehr wichtig ist. Jeder Elternteil hat eigene Erfahrungen und seinen eigenen Umgang mit Situationen, die er dem Kind vermitteln kann. Das Kind lernt dadurch unterschiedliche Sichtweisen kennen und zu differenzieren.

RAINBOWS verstärkt durch das Einbeziehen beider Elternteile in die RAINBOWS-Arbeit das Bewusstsein, dass Mutter und Vater lebenslang gemeinsam Eltern bleiben. Ihre Elternschaft nach einer Trennung anzuerkennen und wertzuschätzen ist uns wichtig. Für manche Eltern findet bei RAINBOWS die „Initialzündung“ zur gelebten gemeinsamen Elternschaft statt.

Manchmal fragen uns Eltern was sie tun können, wenn Kinder „von ihrem Recht, den anderen Elternteil zu sehen“ gar keinen Gebrauch machen wollen. Sie sind kurz vor dem Kontakt gereizt, leisten Widerstand oder verweigern den Kontakt gänzlich. Wir betonen, dass Übergänge für Kinder immer mit Stress verbunden sind. Daher ist es ganz natürlich, dass auch Anfang und Ende der Kontakte kritische Momente sind. Keineswegs sollen aufgrund solcher Symptome die Besuche eingeschränkt oder gar eingestellt werden. Jedes Verlassen eines Elternteils ist eine Wiederholung der Trennung. Dazu kommt die Angst: „Was passiert mit dem Papa/der Mama, wenn ich weg bin?“ Es gibt keine Patentrezepte, da jedes Kind und jede Familie unterschiedlich ist. Wichtig sind für alle Beteiligten klare Vereinbarungen, die immer wieder auf ihre Aktualität überprüft, eingehalten und an sich ändernden Bedingungen (Alter, …) angepasst werden müssen! Kontaktregelungen brauchen Zeit und müssen immer wieder hinterfragt werden und veränderbar sein. Sollten die Gründe für die Kontaktverweigerung des Kindes gravierend sein wie Missbrauch/Gewalt/Manipulation, muss auch nach der Kinderrechtskonvention vom Kontakt abgesehen werden, weil dies eher dem Kindeswohl entspräche.

Im weiterbestehenden Konflikt zwischen den Erwachsenen werden solche Fakten all zu oft wechselseitig unterstellt und so wird zu einer unbegründeten Entfremdung zwischen dem Kind und einem Elternteil beigetragen, die kaum wiedergutzumachen ist. Externe Berater und Unterstützer haben jeden Tag damit zu tun das Recht des Kindes, das von einem oder beiden Elternteilen getrennt ist, regelmäßige persönliche Beziehungen und unmittelbare Kontakte zu beiden Elternteilen zu pflegen, soweit dies nicht dem Wohl des Kindes widerspricht, hochzuhalten und weiter zu kommunizieren!